Dienstag, 26. Januar 2010

HAGENBUCH und der Papst

HAGENBUCH, so wird berichtet, sei im Frühjahr 2005
auf die Erde zurückgekehrt.
Eben noch hätte er auf einer Wolke gesessen
und „Mel Gibson liest Ibsen“ gerufen,
und noch einmal „Mel Gibson liest Ibsen“
und im anderen Moment schon wäre er
im neuen Airport in Weeze
an einem Rednerpult gestanden
und hätte einen Vortrag zum Thema
„Das Low Cost-Segment und Ferienflüge“ gehalten.
Daraufhin habe er, HAGENBUCH,
sagen Bauereis, Wenkemann und Ernstling,
das Angebot erhalten im Kunstraum Kempen
eine Laudatio zur Installation
‚Ich bleibe‘ von Monika Nelles zu halten,
was er aber strikt abgelehnt habe,
denn er, HAGENBUCH,
habe ja wieder in die Galerie Kulturkreis
im Tenterhof nach Dinslaken gewollt
um von dort aus,
wie man es von einem ordentlicher Deutschen gewohnt
in den Himmel zurück zu kehren.

In Dinslaken habe man ihm jedoch überraschend eröffnet,
dass der liebe Gott gerade keine Zeit für ihn habe
und er, HAGENBUCH, berichtet Bauereis
habe schließlich einen göttlichen Auftrag zu erfüllen,

der sich auf einem Zettel in der Reverstasche
seiner Anzugsjacke befände,
worauf HAGENBUCH sofort versichert habe,
dass er niemals Anzugsjacken trage
darauf aber feststellen musste,
dass er sehr wohl eine Anzugsjacke getragen hätte
und ab da sei er, HAGENBUCH,
von seinem göttlichen Auftrag überzeugt
um nicht zu sagen beseelt gewesen.

Dies auch, versichert Wenkemann,
weil er, HAGENBUCH, in die Reverstasche gefasst
und tatsächlich ein Zettel gefunden hätte,
darauf die Originalhandschift Gottes,
und auf dem Zettel hätte gestanden: „Auf nach Rom“,
nur „Auf nach Rom“ hätte darauf gestanden.
Und da habe er, HAGENBUCH, sich nach Rom aufgemacht
und sei dort gerade noch rechtzeitig zum Konklave eingetroffen
von dem er, so wörtlich, „absolut nichts“ gewusst
oder geahnt habe - weder vom Ableben des Papstes
noch von dessen Beerdigung
noch von dem möglichen Nachfolger,
und trotzdem sei er ohne zu zögern
auf dem Großinquisitor der Mutterkirche zugetreten,
den er, HAGENBUCH, zuvor weder gekannt,
noch dessen Ansichten gebilligt
und habe ihm trotzdem Hoffnung gemacht,
ganz im Dienste der Wahrhaftigkeit
das höchste irdische Amt zu übernehmen.

Der Großinquisitor habe sich dann HAGENBUCHs Zettel

mit Gottes Handschrift genau,
um nicht zu sagen peinlichst genau angesehen
und dann gesagt, er selbst habe vor Jahren einen eben solchen Zettel

in der Reverstasche seiner Anzugsjacke gefunden,
aber darauf habe „Ruf nach Rom“,
nicht „Auf nach Rom“ sondern „Ruf nach Rom“ gestanden
und ins Ohr habe der spätere Pontifex Maximus
ihm, HAGENBUCH, anvertraut,
damals sei er dem Ruf nach Rom gefolgt,
korrigiere hier seither theologische Irrtümer,
bringe Abweichler zum Schweigen
und trete Ketzerei aus, wo immer diese
ihren hässlichen Kopf erhebe.

Daraufhin habe er, HAGENBUCH, sagt Ernstling,
dem Großinquisitor seine persönliche Auffassung
über die unbeirrbare Hingabe an die Wahrheit
mitgeteilt und über seine Jugenderfahrungen
als autonomer Kunstmönch in Flandern berichtet,
worauf sich zwischen beiden die nachhaltigste Diskussion über die Zuständigkeiten der Wahrheit in Kunst und Kirche ergeben habe, welche der Kardinal mit der Bemerkung
„Die Wahrheit ist genauso relativ wie die Zeit“
beenden wollte worauf HAGENBUCH spontan gerufen habe,
„Mel Gibson liest Ibsen“.

Kurz danach sei dann der Großinquisitor
tatsächlich zum Papst gewählt worden,
womit er, HAGENBUCH,
nicht das Geringste zu tun gehabt hätte,
weder das Höchste noch das Geringste.
Nur an der Sache mit dem Kommunikationsofen
in der Sixtinischen Kapelle,
da sei er, HAGENBUCH,
allerdings nur mittelbar
beteiligt gewesen.

„Habemus Papam, Habemus Papam“ habe er, HAGENBUCH,
in einem Anflug spontaner Begeisterung
durch den Schornstein nach draußen rufen wollen
um die Welt vom Ergebnis des Konklave zu unterrichten
und dabei sei er mit den Kopf im Ofenrohr stecken geblieben,
weshalb ihn die Schweizer Garde
nach seiner Befreiung aus der Zwangslage
auch fälschlicherweise für einen afrikanischen Kardinal aus Gambia
gehalten hätte, worauf er, HAGENBUCH,
aufgrund der Peinlichkeit der Situation jedoch nicht eingegangen sei.

Auf der Rückreise habe er, HAGENBUCH, das Zimmer gesucht,
mitten in Thüringen unweit von Tabarz,
in welchem es sich seinerzeit
gleich nach dem ersten Betreten
mit vergiftetem Magen
ins Bett gelegt, seinerzeit, mitten im Sommer
in der Nähe von Friedrichroda
und um Wasser gebeten und er habe dieses auch gefunden,
wofür er als erstem dem Papst gedankt
und dann dem lieben Gott,
allerdings, so HAGENBUCH,vnicht in Tabartz unweit von Gotha
mitten in Thüringenvsondern in Berchtesgarden,
unweit von Strubvals Zimmer einer Nichtraucherpension
mit Familienanschluß, den er, HAGENBUCH,
jedoch nicht genossen, weil unweit von Strub
noch dazu in der Nähe einer Bundeswehrkaserne
und des Geistes des Verführers aus Braunau am Inn
er, HAGENBUCH, keine ungewollten „A.H.“-Effekte
erzeugen oder entwickeln wollte
also habe er sich über München und Nürnberg
allerdings wegen der befürchteten Effekte
und um seine Spur zu verwischen
nicht direkt über München und Nürnberg
sondern via Freising und Fürth nach Dresden aufgemacht
um vor der dortigen Bäckereigewerbeinnung
einen Vortrag zu halten in welchem er, HAGENBUCH,
auf die besondere Bedeutung der Ähre
bei der Mehlherstellung eingegangen sei
und diesen trotz vorheriger von verschiedener Seite,
vor allem aus Schleswig-Holstein und vom Papst,
geäußerten Bedenken, welche er, HAGENBUCH,
wenn nicht Vernunft und meisterliches Handwerk
der Getreidesverarbeitung dagegen gesprochen
durchaus zu teilen bereit gewesen, beendete habe mit dem Satz
„Meine Damen und Herren, ich gebe Ihnen mein Ährenwort,
ich wiederhole nochmals, ich gebe Ihnen mein Ährenwort,
dass nicht alles, was zu Staub zerfällt
für immer und ewig den Weg alles vergänglichen gehen müsse
sondern im Sinne der Dreifaltigkeit als Symbol des Laibes Jesu
auch manches Gute bewirken könne
worauf er wie einst Till Eulenspiegel
die Stadt habe verlassen müssen.

Dies habe er, HAGENBUCH,
so versichern Bauereis, Wenkemann und Ernstling
zwar schnellen Fußes aber trotzdem mit stolzen Haupte getan
und er habe sogar noch einmal kurz innegehalten
und zurückgerufen, dass manes bis nach Rom habe hören können:
„Ein Huhn und ein Hahn, die Predigt geht an.
Eine Kuh und ein Kalb, die Predigt ist halb.
Eine Katz und eine Maus die Predigt ist aus.“

Daraufhin habe er, HAGENBUCH,
sich unverzüglich nach Dinslaken begeben,
nochmals das Angebot strikt ablehnend,
im Kunstraum Kempen eine Laudatio zur Installation
‚Ich bleibe‘ von Monika Nelles zu halten,
denn er, HAGENBUCH, habe ja,
wie man es von einem ordentlichen Deutschen gewohnt
schnellstmöglich in die Galerie Kulturkreis
im Tenterhof Dinslaken gewollt
um von dort aus, nach getaner Arbeit
in den Himmel zurück zu kehren.


Hinweis: Hagenbuch-Charakter erfunden von Hanns Dieter Hüsch.
Dieser Text © 2005 bei rainerWsauer | Verlag worte&musik, Jena

Montag, 25. Januar 2010

Als HÜSCH seinen HAGENBUCH erfand

Im Jahre 1975 war es, genauer gesagt in Österreich, oder noch präziser ausgedrückt im Herbst, als HÜSCH seinen HAGENBUCH erfand.

HÜSCH war, so wird berichtet, mit Jost und Kessler auf dem ‘steierischen herbst’, der nicht, so versichert HÜSCH, ‘Steierischer Herbst’ mit Großbuchstaben zu Anfang des ersten und des zweiten Wortes hieße, das sei verbürgt, so HÜSCH, beim ‘steierischen herbst’ in Graz, der mit Kleinbuchstaben zu Anfang des ersten und des zweiten Wortes und auch an deren Ende geschrieben werde, so HÜSCH, jedenfalls auf dem ältesten wie traditionsreichsten Festival für Neue Kunst in Europa, mit einer Verflechtung von verschiedenen Disziplinen der Kunst, darunter Film und Theater und Literatur und Bildende Kunst und Musik und Tanz und Performance und so weiter, sagt HÜSCH, wäre es gewesen, als er zu den anderen sagte: "Ich werde da eine Geschichte schreiben von einem HAGENBUCH, das wird so gehen: HAGENBUCH hat jetzt zugegeben, daß die Erziehung seiner Kinder eine verfahrene sei."

Kurz darauf, vor einem ‘Gesellschaftsabend’ in Saarbrücken, auf Zimmer 502 im Hotel ‘Meran’, so HÜSCH, jedenfalls in Saarbrücken, im Hotel ‘Meran’, vor einem ‘Gesellschaftsabend’, kurz davor und kurz darauf, sagt HÜSCH, auf Zimmer 502, sei die erste von fünfundzwanzig HAGENBUCH Geschichten entstanden, von einem Hagenbuch, der jetzt zugegeben habe, daß die Erziehung seiner Kinder eine verfahrene sei. Abends, auf einem ‘Gesellschaftsabend’ in Saarbrücken, habe er, sagt HÜSCH, diese erste von fünfundzwanzig HAGENBUCH Geschichten, die kurz davor auf Zimmer 502 im Hotel ‘Meran’ in Saarbrücken, vor selbigem ‘Gesellschaftsabend’, erst entstanden sei, bereits kurz darauf, versichert HÜSCH, vorgelesen, die erste HAGENBUCH Geschichte von fünfundzwanzig und von einem HAGENBUCH, der jetzt zugegeben habe, daß die Erziehung seiner Kinder eine verfahrene sei.

Man hätte gelacht, sagt HÜSCH, damals im Herbst 1975, bei einem ‘Gesellschaftsabend’ in Saarbrücken, nicht in Graz, als die Idee zur ersten von fünfundzwanzig HAGENBUCH Geschichten entstand, genauer gesagt, als er, HÜSCH, mit Freunden und Jost und Jessler auf dem ‘steierischen herbst’, war, der nicht, so versichert HÜSCH, ‘Steierischer Herbst’ mit Großbuchstaben zu Anfang des ersten und des zweiten Wortes hieße, das sei verbürgt, so HÜSCH, und es sei ja auch ein Herbst, wenngleich auch einer mit Kleinbuchstaben zu Anfang des ersten und des zweiten Wortes, wie auch an deren Ende, wie auch immer, wie auch immer, sagt HÜSCH, jedenfalls dem ältesten und traditionsreichsten sowie gleichsam dem traditionsreichsten und ältesten Festival für Neue Kunst in Europa, mit einer Verflechtung von verschiedenen Disziplinen der Kunst, darunter Film und Theater und Literatur und Bildender Kunst und Tanz und Musik und Performance und so weiter, sagt HÜSCH, als ihm die Idee gekommen. eine Geschichte zu schreiben von einem HAGENBUCH, der jetzt zugegeben habe, daß die Erziehung seiner Kinder eine verfahrene sei, wohingegen er kurz darauf, vor einem ‘Gesellschaftsabend’ in Saarbrücken, auf Zimmer 502 im Hotel ‘Meran’, kurz davor, so HÜSCH, auf Zimmer 502, sei die erste von fünfundzwanzig HAGENBUCH Geschichten entstanden sei, von einem Hagenbuch, der jetzt zugegeben habe, daß die Erziehung seiner Kinder eine verfahrene sei.

Abends, sagt HÜSCH, habe er diese erste von fünfundzwanzig HAGENBUCH Geschichten, die kurz davor auf Zimmer 502 im Hotel ‘Meran’ in Saarbrücken, vor einem ’Gesellschaftsabend’, erst entstanden sei, vorgelesen, und man habe, so versichert HÜSCH gelacht, damals, im Herbst 1975, bei einem ‘Gesellschaftsabend’ in Saarbrücken, und habe ihm gesagt, das sei sehr verrückt und eigenartig und eigenwillig und eigenartig und sehr verrückt und eigenwillig, diese Worte seine gleich mehrfach gefallen, versichert HÜSCH, und da hätte für ihn, HÜSCH, festgestanden, dass er da eine Form und eine Figur erfunden habe, wo er seine ganzen HÜSCH-Bilder, die in seinen anderen Kabarettprogrammen keinen Platz hatten, unterbringen konnte. Unterbringen, sagt HÜSCH zu selbigem, seine ganzen HÜSCH-Bilder und die Phantasie, seine Phantasie und seine skurrilen Farben und Töne und Sehnsüchte und die, an Thomas Bernhard, seinem, HÜSCHs großen Vorbild, Thomas Bernhard geschulten Denk- und Sprechweisen unterbringen konnte, unterbringen, sagt HÜSCH und dies bestätigen übereinstimmend, was sehr selten bis so gut wie niemals geschieht, auch Bauereis, Wenkemann und Ernstling.



Hinweis: Hagenbuch-Charakter erfunden von Hanns Dieter Hüsch.
Dieser Text © 2004 bei rainerWsauer | Verlag worte&musik, Jena

Sonntag, 24. Januar 2010

HAGENBUCH, so wird berichtet ...

HAGENBUCH, so wird berichtet, habe den Tod seines Schöpfers gut überstanden. Wann schon, habe er zu Bauereis, Wenkemann und Ernstling gesagt, könne man so etwas erleben, dass derjenige, der einen erschaffen, so mir nichts dir nichts von einem gehe. Bei Haustieren, habe HAGENBUCH gesagt, und Wenkemann habe ihm da zugestimmt, wenngleich Bauereis erst noch eine zweite Meinung habe einholen wollen, bei Haustieren sei das etwas völlig anderes, die erschaffe man ja nicht, die schaffe man sich höchstens an, obwohl zugelaufene Haustiere, in ihrer Eigenschaft als gleichwohl freigeistige Wesen, noch idealere Haustiere seien, als die angeschafften. Bar jeden Stammbaums, berichtet Ernstling, habe HAGENBUCH gesagt, sei ein solches Tier, egal welcher Gattung, von Natur aus unverdorben und in seiner Seele gut, selbst wenn es hier und da und vielleicht auch dort einmal sein Geschäft verrichte.

Er persönlich, soll HAGENBUCH gesagt haben, habe mit freigeistigen Wesen die besten Erfahrungen gemacht. Zuerst mit dem frechen Kater Sam, dann mit Mutti der Gütigen, einer Katze von nie wieder erreichter Sanftmut, anschließend mit Daisy, einer West-Highland-White-Terrier-Dame, die er schon besessen, als West-Highland-White-Terrier-Damen überhaupt noch nicht in Mode gewesen seien, das wolle schon etwas heißen, habe HAGENBUCH gesagt, und die ihn weit über zehn Jahre treu verbunden gewesen war, bevor sie ihn mitten in einem heißen Sommer mit Herzschwäche verlassen habe.

Seine Erfahrungen, habe HAGENBUCH gesagt, hätten sich später sogar um zwei weitere Katzen erweitert in Figura von Teddy, dem zahnlosen Tiger, und Bailey, mit dem man so viele unbeschwerte Stunden habe erleben können, den eines Abends jedoch ein Autofahrer angefahren habe und, was noch viel schlimmer gewesen sei, so HAGENBUCH, nachdem dieser Autofahrer ausgestiegen sei und sich den Schaden angesehen habe, mit einem Fußtritt in die Gosse geschoben hatte, obwohl Bailey da noch gelebt habe und er, HAGENBUCH, habe den Kater vorsichtig aufgehoben und mit Tränen in den Augen sanft auf eine Decke gebettet und ihm in die Augen gesehen, bis er von ihm gegangen war.

Das habe ihm geholfen, den Tod seines Schöpfers zu verkraften, der ihm ab und an, ebenso wie die von ihm gegangenen freigeistgen Tierseelen, erscheine, als Sonnenuntergang am Nordkap als Stele im Teme von Abu Simbel oder aber als alte Straßenlaterne in Syracusa, direkt neben griechischem Theater mit seinem berühmten Ohr des Dionysios, einer künstlichen Grotte, sagt HAGENBUCH, die wie ein Ohr in den Felsen geschlagen, angeblich als Gefängniss benutzt wird für Schwerenöter, da jedes noch so geflüsterte Wort von außen hörbar sei. Und Bauereis, Wenkeann und Reediger hätten wissend genickt.



Hinweis: Hagenbuch-Charakter erfunden von Hanns Dieter Hüsch.
Dieser Text © 2007 bei rainerWsauer | Verlag worte&musik, Jena