Sonntag, 24. Januar 2010

HAGENBUCH, so wird berichtet ...

HAGENBUCH, so wird berichtet, habe den Tod seines Schöpfers gut überstanden. Wann schon, habe er zu Bauereis, Wenkemann und Ernstling gesagt, könne man so etwas erleben, dass derjenige, der einen erschaffen, so mir nichts dir nichts von einem gehe. Bei Haustieren, habe HAGENBUCH gesagt, und Wenkemann habe ihm da zugestimmt, wenngleich Bauereis erst noch eine zweite Meinung habe einholen wollen, bei Haustieren sei das etwas völlig anderes, die erschaffe man ja nicht, die schaffe man sich höchstens an, obwohl zugelaufene Haustiere, in ihrer Eigenschaft als gleichwohl freigeistige Wesen, noch idealere Haustiere seien, als die angeschafften. Bar jeden Stammbaums, berichtet Ernstling, habe HAGENBUCH gesagt, sei ein solches Tier, egal welcher Gattung, von Natur aus unverdorben und in seiner Seele gut, selbst wenn es hier und da und vielleicht auch dort einmal sein Geschäft verrichte.

Er persönlich, soll HAGENBUCH gesagt haben, habe mit freigeistigen Wesen die besten Erfahrungen gemacht. Zuerst mit dem frechen Kater Sam, dann mit Mutti der Gütigen, einer Katze von nie wieder erreichter Sanftmut, anschließend mit Daisy, einer West-Highland-White-Terrier-Dame, die er schon besessen, als West-Highland-White-Terrier-Damen überhaupt noch nicht in Mode gewesen seien, das wolle schon etwas heißen, habe HAGENBUCH gesagt, und die ihn weit über zehn Jahre treu verbunden gewesen war, bevor sie ihn mitten in einem heißen Sommer mit Herzschwäche verlassen habe.

Seine Erfahrungen, habe HAGENBUCH gesagt, hätten sich später sogar um zwei weitere Katzen erweitert in Figura von Teddy, dem zahnlosen Tiger, und Bailey, mit dem man so viele unbeschwerte Stunden habe erleben können, den eines Abends jedoch ein Autofahrer angefahren habe und, was noch viel schlimmer gewesen sei, so HAGENBUCH, nachdem dieser Autofahrer ausgestiegen sei und sich den Schaden angesehen habe, mit einem Fußtritt in die Gosse geschoben hatte, obwohl Bailey da noch gelebt habe und er, HAGENBUCH, habe den Kater vorsichtig aufgehoben und mit Tränen in den Augen sanft auf eine Decke gebettet und ihm in die Augen gesehen, bis er von ihm gegangen war.

Das habe ihm geholfen, den Tod seines Schöpfers zu verkraften, der ihm ab und an, ebenso wie die von ihm gegangenen freigeistgen Tierseelen, erscheine, als Sonnenuntergang am Nordkap als Stele im Teme von Abu Simbel oder aber als alte Straßenlaterne in Syracusa, direkt neben griechischem Theater mit seinem berühmten Ohr des Dionysios, einer künstlichen Grotte, sagt HAGENBUCH, die wie ein Ohr in den Felsen geschlagen, angeblich als Gefängniss benutzt wird für Schwerenöter, da jedes noch so geflüsterte Wort von außen hörbar sei. Und Bauereis, Wenkeann und Reediger hätten wissend genickt.



Hinweis: Hagenbuch-Charakter erfunden von Hanns Dieter Hüsch.
Dieser Text © 2007 bei rainerWsauer | Verlag worte&musik, Jena

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